Konzept zur Förderung von Kindern mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten

Inhalt:

  1. LRS – Definition
  2. Prävention
  3. Förderung
  4. Organisation
  5. Evaluation

1. Definition

 

Die Buchstabenfolge LRS steht für Lese- Rechtschreibschwierigkeiten beim Schriftspracherwerb. Die augenblickliche fachwissenschaftliche Diskussion beschreibt LRS jedoch umfassender und zwar als „variables Syndrom mit multipler Verursachung“.

Hierzu gehören:

  • schulische (Didaktik, Methodik, Lehrerverhalten)
  • soziale (Lernumfeld)
  • emotionale (Lernfreude, Selbstvertrauen)
  • kognitive (Lese- und Schreibentwicklung, Denkstrategie, Wahrnehmung, Sprache)
  • physiologische (Motorik, Seh- und Hörfähigkeit) Faktoren, sowie das Lern- und Arbeitsverhalten.

Die Schule kann nicht auf alle LRS bedingende Faktoren reagieren, sondern ist der Ort der methodisch-didaktischen Planungen und Entscheidungen im Schriftspracherwerb, aufbauend auf den Lernvoraussetzungen der Kinder.
Das bedeutet, dass Lernprozesse zu beobachten und Lernentwicklungsstörungen frühzeitig zu diagnostizieren sind, um geeignete Maßnahmen zur vorbeugenden Förderung der Kinder anzubieten.

2. Prävention

 

Früherkennung setzt daher bereits im Vorschulalter an. Ab 2007 erfolgt landesweit bei allen Kindern ab dem 4. Lebensjahr eine Feststellung der sprachlichen Kompetenz, denn gute Kenntnisse der deutschen Sprache sind Grundvoraussetzungen für den späteren Erfolg in der Schule im Allgemeinen und speziell auch für das Lesen und Rechtschreiben. Entwicklungsstörungen des Lesens und Schreibens gehen Entwicklungsstörungen des Sprechens oder der Sprache voraus. Kinder, deren Sprachkompetenz noch nicht altersgemäß entwickelt ist, werden im Kindergarten gezielt gefördert.
Reichen vorschulische und schulische Fördermaßnahmen nicht aus, wird auch Hilfe von außerschulischen Fachkräften in Anspruch genommen.

Der Anfangsunterricht an der Pestalozzischule beugt den evtl. auftretenden Schwierigkeiten insofern vor, als

  • der Unterricht kind- und handlungsorientiert ist (Werkstätten, Lernen an Stationen)
  • Lehrwerke und Materialien eingesetzt werden, die den gesicherten Erkenntnissen zum Schriftspracherwerb entsprechen (z.B. die Anlauttabelle)
  • Methodentraining durchgeführt
  • Lernen mit allen Sinnen ermöglicht wird,
  • tägliche Förderungen im Förderband zu den Basiskompetenzen im Schriftspracherwerb stattfinden (Sehen, Hören, Sprechen, Wahrnehmen) darüber hinaus auch zur Motorik und Konzentration
  • im Unterricht innere Differenzierung sowie Förderunterricht in gewohnter Lerngruppe erfolgt, um im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Unterrichtsstoff auftretende Lernschwierigkeiten und -lücken durch individuell abgestimmte Hilfen zu beheben.

3. Förderung

 

Eine zusätzliche Förderung in eigens eingerichteten LRS-Kursen erfolgt, wenn Lernschwierigkeiten durch die allgemeinen Maßnahmen allein nicht behoben werden können.
Wenn ein Kind auch nach dem 1. Schuljahr

  • noch häufig formähnliche Buchstaben verwechselt (b-d, ie-ei, p-q)
  • Schwierigkeiten hat, klangähnliche Buchstaben zu unterscheiden (e-i, u-o, s-z),
  • Buchstaben oder Silben innerhalb eines Wortes vertauscht (Bort statt Brot)
  • innerhalb eines Wortes auch Buchstaben vergisst (Tefon statt Telefon)
  • sich die richtige Schreibweise häufig geübter Wörter einfach nicht merken kann
  • Schwierigkeiten hat, Buchstaben zu Wörtern zu verschleifen
  • langsam, fehlerhaft, ratend liest
  • verkrampft und unleserlich schreibt,

dann sind dies Anzeichen, die auf eine Lese-Rechtschreibschwäche hinweisen. Zusätzlich können Kinder leiden unter

  • Schulangst
  • Bauchschmerzen
  • Aggressivität
  • Zappeligkeit
  • Rückzug

Zur Diagnostik wird die HSP (Hamburger Schreibprobe), ein erprobtes Testverfahren, eingesetzt.

Die Förderung erfolgt nach Problemgruppen, auch jahrgangsübergreifend und bezieht sich auf folgende Bereiche:

3.1 Förderung der phonologischen Bewusstheit

Sie bezieht sich auf die Gliederung von Lautfolgen nach einzelnen Phonemen und beinhaltet spezifische Fähigkeiten: Anfangslaute erkennen, Laute synthetisieren, Lautanzahl in einem Wort erfassen oder Lautumstellungen, Reimerkennung und Gliederung von Wörtern uns Silben.
Phonologische Bewusstheit und Schriftspracherwerb stehen in Wechselwirkung und beeinflussen sich gegenseitig. Phonologische Bewusstheit ist sowohl Voraussetzung als auch wichtiger Begleitprozess für den Schriftspracherwerb.

3.2 Strategien und Übungen mit der „Fresch-Methode“ (Freiburger Rechtsschreibschule)

Grundlage dieser Methode ist das rhythmisch-melodische Sprechschwingen in Silben und die Gleichzeitigkeit von Sprech- und Schreibmotorik. Das Prinzip ist eine Hilfe zur Selbsthilfe. Dies ist wiederum die Basis zum Richtigschreiben, auf der dann das Rechtschreiben aufbaut.

LRS-Förderung ist darüber hinaus ein wesentlicher Aufgabenschwerpunkt für die jeweiligen Klassen- bzw. Deutschlehrerinnen in Kooperation mit den Fachkräften. Im Klassenunterricht wird darauf geachtet, dass die erlernten Strategien aus der Förderung zur Übung und Festigung angewandt werden.

4. Organisation

 

Zurzeit bestehen an der Pestalozzischule drei Fördergruppen. Die Gruppengröße umfasst 5 – 12 Schüler.
Der Förderunterricht für den Bereich der phonologischen Bewusstheit findet zweimal wöchentlich statt,
die Förderung mit der Fresch-Methode jeweils einmal wöchentlich für Anfänger und Fortgeschrittene.
Die Förderkurse sind zunächst auf ein Schuljahr ausgerichtet.

5. Evaluation

 

Am Ende eines Schuljahres überprüft die Förderlehrerin mit der HSP den Erfolg der Fördermaßnahme und tauscht sich mit der Klassenlehrerin über weitere Förderung aus. Diese bespricht das weitere Vorgehen mit dem Kind und seinen Eltern.