Konzept – Schriftliches Sprachhandeln
Schriftliches Sprachhandeln umfasst heute weniger die traditionellen Aufsatzformen, sondern vor allem auch kommunikative Texte, die für die Kinder bedeutungsvoll sind (appellative Textformen) und Texte, die aus sprachlicher Experimentierfreude heraus geschrieben werden. D.h. Kinder setzen Texte nicht mehr nur nach Mustern auf, sondern lernen in für sie lebensrelevanten Situationen das Schreiben. Schon im ersten Schuljahr werden von den Lehrerinnen immer wieder Schreibsituationen an-geboten oder von den Kindern selbst gewählt, in denen sie auf dem Stand ihrer eigenen Schreibentwicklung Texte für sich, für andere oder über ein Thema aufschreiben. Auch Bilder sind in diesem Sinn zunächst schon Texte. Durch vielfältige Anregungen erweitern sich diese zu Worten (zunächst noch in „Privatschreibung“), zu Sätzen und schließlich zu Geschichten.
Im Laufe der Grundschulzeit lernen die Schülerinnen und Schüler in un-terschiedlichen Verwendungssituationen Texte zu erstellen.
Verwendungssituation | Beispiele |
---|---|
Erlebtes und Erdachtes nachvollziehbar aufschreiben | Erlebniserzählungen, Dialoge |
Nach Vorgaben schriftlich erzählen, fabulieren | Gedichte, Fabeln |
Leser zu etwas anregen, zu etwas verpflichten | Buchtipps, Rezepte |
Etwas dokumentieren, über etwas informieren | Zusammenfassungen, Steckbriefe |
Die Behandlung der vier Verwendungssituationen in allen Schuljahren ist verpflichtend, die Auswahl der Textsorte ist jedoch der Lehrkraft freigestellt. Die Lehrerin wird die Textsorten so auswählen, dass die Kinder dabei lernen, die verschiedenen Orientierungen beim Schreiben zu beachten:
personale Orientierung |
soziale Orientierung |
sachbezogene Orientierung |
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schreiben für mich, über mich | füreinander schreiben, an andere schreiben. | über etwas schreiben |
Die Kriterien zur Erstellung einer bestimmten Textsorte werden mit den Kindern gemeinsam erarbeitet und dienen der Überarbeitung, Beurtei-lung und Bewertung der Texte. Zunehmend erfahren die Kinder, dass Textform und -ausarbeitung im Wesentlichen von der eigenen Schreibabsicht abhängen. Gestärkt wird diese Einsicht bei den Kindern durch Verwendung ihrer Texte (Veröffentlichungen, „Autoren“-Lesungen, Brie-fe, Schreibprojekte …). Die Reaktionen auf ihre Texte zeigen ihnen dann, ob sie ihre Absicht auch erreicht haben.
Der Aufbau einer grundlegenden Schreibmotivation ist für uns sehr wesentlich. Es muss für Kinder wichtig, bedeutungsvoll und lustvoll sein zu schreiben. Dabei steigen mit jedem Schuljahr die Anforderungen z.B. an die gedankliche Klarheit, die Beachtung der Leserorientierung, die sprachliche Richtigkeit, die formale Gestaltung der Texte und den Grad der Selbständigkeit während des gesamten Schreibprozesses.
Der Sprachunterricht der Grundschule vermittelt grundlegende Fertigkeiten, Texte zu erstellen. Die Kinder lernen, dass Texte überarbeitet werden können und das dies sinnvoll ist. Um die notwendige Distanz hierfür zum eigenen Text aufzubauen, braucht das Kind auch andere zuhörende und beratende Kinder. So können sie Texte aus anderer Sicht wahrnehmen und lernen, die eigene Schreibabsicht wirkungsvoller umzusetzen.
Phasen | Klasse 1 | Klasse 2 | Klassen 3 und 4 |
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planen | Mündliche, bildliche und schriftliche Äußerungen | u.a. Stichwortsammlungen, Erzählkarten, Mindmap, Cluster, Wortfelder Kriterien für die Textsorte |
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aufschreiben | Bild => Wort => Satz => Geschichte | ||
Schreiben unter Berücksichtung der eingeführten Stilmittel: | |||
Satzanfänge Textaufbau Erzählperspektive Vollständigkeit |
abwechslungsreiche Wörter Anschaulichkeit (Adjektive) Erzählzeit wörtliche Rede |
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sich beraten | Klassengespräch, in Gruppen, mit dem Partner, mit der Lehrerin | Klassengespräch, in Schreibkonferenzen, mit dem Partner, mit der Lehrerin | |
Anhand der erstellten Kriterien und unter Berücksichtigung der eingeführten Stilmittel | |||
überarbeiten | In der Regel in Einzelarbeit anhand der Schreibtipps aus den Beratungen; Zum Abschluss rechtschriftliche Überarbeitung mit dem Wörterbuch |
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veröffentlichen | (Vor-)lesen und kommentieren im Stuhlkreis | ||
Bücher, Briefe, Wandzeitungen, Plakate, Autorenlesungen, Theater … |
Der Unterricht, der diesen Grundsätzen folgt, baut vom 1. Schuljahr an durch freies Schreiben ebenso wie durch angeregtes und angeleitetes Schreiben eine Schreibkultur auf.